Safranernte 2016 in Mashhad (Iran)
Wie immer ist Mashhad im November sonnig bei erträglichen Temperaturen. Mit dem Händler meines Vertrauens, Mr. Ghafourian, ging es direkt auf die Felder vor der Stadt zur Ernte. Die Blüten sind kräftig lila und stabil, die tiefroten Fäden sitzen fest im Kelch. Die ersten Zupfversuche direkt auf dem Feld lassen auf eine super Qualität schließen. Leider war es in diesem Jahr recht nass, daher wird allgemein mit einer geringeren Ernte gerechnet. Das wird Auswirkungen auf die Preise haben.
Auf dem Markt, auf dem die tagesfrischen Blüten gehandelt und gezupft werden, wird uns ein herzlicher Empfang bereitet, es gibt ein großes Saalam Aleikum. Die meisten Farmer kennen uns, angekündigt waren wir ohnehin. Es gibt Safrantee und -gebäck, wie immer mit zu viel Zucker. Gegenseitige Besuche werden versprochen, wir übertrumpfen uns mit Essenseinladungen. Das gehört zur Höflichkeit. Es braucht seine Zeit. Niemand erwartet, dass sie wirklich angenommen werden. Die Befindlichkeiten der Familie im letzten Jahr werden ausgetauscht, neue Söhne angekündigt. Bevor wir zum Thema kommen, muß unbedingt das neue Auto Probe gefahren werden.
Etwa die halbe Ernte für dieses Jahr ist eingebracht und auch schon gezupft. Die Fäden sehen schon frisch gezupft klasse aus. Ein paar Chargen sind auch schon getrocknet. Ein irrer Duft erfüllt den Markt. Inzwischen ist es später Nachmittag geworden, wir haben uns über die Menge an Safran verständigt. Beim Preis sind wir noch lange nicht. Noch mal ein Rundgang durch die Halle, wo die Safran-Pakete gelagert werden, noch mal geht es ausführlich um Qualität, die Länge der Fäden ist beeindruckend. Erst nach Sonnenuntergang steht der Preis. Ich vermute, daß die Jungs die Tagesmenge abgewartet haben, um zu wissen, was sie und wieviel sie verkaufen. Gar nicht so einfach für mich, den Überblick zu bewahren – es geht um Millionen: 1 Euro entspricht 35.750 Iranischen Rial.
Hand drauf. Der Preis ist fix. Safran ist auch hier Bargeschäft. Mr. Ghafourian bürgt für mich, bis ich das Geld geholt und bei der Bank getauscht habe. Das muß bei der Menge angemeldet sein, es gilt Einfuhrbestimmungen zu beachten. Die Zettel vom iranischen Zoll müssen da sein und die richtigen Stempel haben. Nach 1,5 Stunden ist auch das erledigt. Das Geld wird zweimal gezählt. Ich lasse den Safran auf zwei Waagen wiegen. Jetzt noch alles in den Transporter laden. Der Transporter ist ein unter Lizenz im Iran produzierter Moskwitsch.
Geschafft. Ich habe den Safran sicher in Mashhad. Über den Preis schweigt des Sängers Höflichkeit. Jetzt noch alles abpacken und für die Verzollung vorbereiten.
Beste Grüße aus Mashhad
Ivo Schilling